Loci-Methode

Die Loci-Methode oder: Was macht Einstein auf meinem Kopf?

Wenn ich morgens meine 4-5 Kilometer laufe, nehme ich mir immer eine Aufgabe mit, über die ich in dieser kreativen Freizeit nachdenken kann. So ziehe ich doppelten Nutzen aus meiner Aktivität: sie macht fit (und hundertprozentig wach!) und es gibt keine Ablenkung, die mich aus der Betrachtung meines aktuellen Themas herausreißen könnte. Na ja, die Katzen, die mir auflauern und Streicheleinheiten abgreifen, einmal ausgenommen). Das ist der Höhepunkt der Produktivität! Zwei Ergebnisse zum Preis von einem!

Was mir unterwegs an Lösungen einfällt, an Ideen zufliegt, nehme ich gerne mit dem Smartphone auf. Die Sprachmemos kann ich dann am Rechner auswerten. Was stört: Die Infos schnaufe ich nur noch in das Mikro, beim Laufen Sprache aufnehmen ist einfach suboptimal und nicht intuitiv. Besser finde ich die gute alte Loci-Methode, wenn man strukturierte Infos ohne Papier oder Diktafon festhalten will. Hierbei merke ich mir anhand von Orten (locus = lateinisch für Ort) eine Reihe von Informationen oder Ideen, um sie im Büro am Rechner wieder abzuspulen und in Text zu verwandeln. Um das Gehirn zu unterstützen, verpacke ich die Gedanken in kleine, skurrile Bilder oder Geschichten.

Wer hat’s erfunden?

Der römische Politiker Cicero beschreibt die Technik, die er als wichtiges mnemotechnisches Hilfsmittel des Redners schätzt, in seiner Schrift „de oratore“. Zur Erfindung erzahlt er die Geschichte des Redners Simonides von Keos, der mit seiner unzureichenden Lobrede den Hausherrn eines Gastmahls verprellt hatte und von ihm vor die Tür geschickt wurde. Kurz danach brach das Speisezimmer zusammen und begrub Hausherrn und Gäste unter sich. Simonides, der sich den Sitzplatz jedes Gastes gemerkt hatte, konnte die unkenntlichen Toten identifizieren und so ihren Angehörigen zur Bestattung übergeben. Simonides zog daraus den Schluß, dass man sich Dinge merken kann, wenn man sie gedanklich an einer Folge von Orten festmacht.

Wir können diese Methode nicht nur nutzen, um uns unterwegs einen Einkaufszettel zu merken (oder eben unsere spontanen Einfälle), sondern natürlich ganz im Sinne Ciceros auch beim Halten einer Rede, eines Vortrags, einer Präsentation. Der Vorteil ist, dass ich so unabhängig von einem Manuskript oder den Powerpoint-Folien die Struktur meiner Gedankengänge im Kopf habe. Damit komme ich durch freie Rede authetischer herüber: Wer vertraut schon einem Redner, der sich an seine Notizen klammert oder sie gar ablesen muss?

Wie geht es?

Wenn Du Dir eine Reihe von Begriffen oder Themen merken willst, gehst Du von einem Bereich aus, den Du gut kennst. Das kann Deine Wohnung sein, ein Zimmer darin, Dein Arbeitsweg, die Gassi-Tour mit Deinem Hund oder – mein Favorit – der eigene Körper. Nimm die Details dieses Bereichs als Orte, an denen Du die Information ablegst: Die Zimmer Deiner Wohnung, die Einrichtung Deines Arbeitszimmers (Tisch, Stuhl, Lampe, …), markante Punkte am Weg oder eben Teile Deines Körpers. Verknüpfe Ort und Begriff mit einer kleinen Geschichte oder einem Bild, die Dich darin unterstützen, Dir den Begriff einzuprägen.

Ein Beispiel: So ist dieser Artikel entstanden

Nehmen wir zum Beispiel diesen kleinen Blogartikel, den ich unterwegs als Struktur entworfen habe. Ich habe die sieben Fragen und Themen, die er behandelt, an sieben Stellen meines Körpers abgelegt.

  1. Kopf: Wer hat’s erfunden?
  2. Rechte Hand: Wozu ist die Loci-Methode gut?
  3. Brust: Warum ist sie gut?
  4. Linke Hand: Wie funktioniert sie?
  5. Bauch: Ein Beispiel bringen
  6. Rechter Fuß: Linkliste zum Thema
  7. Linker Fuß: Ein Bild dazu suchen

Dabei habe ich lustige Bilder dazu erdacht, die ich zusammen mit dem Begriff abgelegt habe. Je skurriler die Bilder sind, desto besser prägen sie sich zusammen mit dem Begriff ein. Und so sah es bei mir aus:

  1. Kopf: Wer hat’s erfunden? Auf meinem Kopf sitzt Einstein (auch wenn er die Methode nicht erfunden hat). Einstein, die personifizierte Geisteskraft.
  2. Rechte Hand: Wozu ist die Loci-Methode gut? In der rechten Hand halte ich einen Pfeil, der auf das Ziel zeigt, der auf das Ziel zeigt: Dazu ist sie gut.
  3. Brust: Warum ist sie gut? Ein großes, rotes Fragezeichen ziert mein Laufshirt. Warum???
  4. Linke Hand: Wie funktioniert sie? Meine Linke Hand hält eine Landkarte: Der Weg dahin.
  5. Bauch: Ein Beispiel bringen. Um meinen Bauch schlingt sich eine Kette, die Glieder sind Elemente des Beispiels.
  6. Rechter Fuß: Linkliste zum Thema. Auf dem rechten Fuß balanciere ich einen Einkaufzettel, eine Liste eben.
  7. Linker Fuß: Ein Bild dazu suchen. Mit dem linken Fuß löse ich eine Kamera aus = such ein passendens Bild aus oder mache selbst eins.

Das ist zugegebenermaßen nicht sehr logisch, aber Euer Gehirn belohnt Euch für die kreativen Purzelbäume, die Ihr beim Ausdenken dieser Bilder oder Geschichten schlagt, mit gut gemerkten Inhalten.

Und hier kommt noch die versprochene Linkliste (nein, kein Einkaufzettel):

Bildnachweis: Bild von Gordon Johnson auf Pixabay

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