Decision Fatigue Entscheidungsmüdigkeit

Bessere Entscheidungen treffen – Tipps gegen Decision Fatigue

Wir treffen jeden Tag tausende kleine und große Entscheidungen. Von „Soll ich das Vollkornbrötchen oder eine Zimtschnecke kaufen?“ über „Gehe ich zu Fuß zum Büro oder nehme ich den Bus?“ bis zu „Arbeite ich jetzt gleich am Kundenprojekt oder lese ich erst meine E-Mails?“. Wie wäre es mit Fragen wie „Mache ich mich selbständig oder bleibe ich angestellt?“? Entscheidungen beeinflussen unser Leben, unser Wohlbefinden, unser Einkommen. Deshalb ist es wichtig, dass wir gerade Entscheidungen mit großer Tragweite klug und in persönlicher Bestform treffen. Leider klappt das nicht immer, denn wir leiden schnell unter Entscheidungsmüdigkeit (Decision Fatigue).

Decision Fatigue, Entscheidungsmüdigkeit? Was ist das?

Unsere Willenskraft und Übersicht, die wir für gute Entscheidungen benötigen, ist leider nicht unendlich vorhanden. Sie verbraucht sich im Laufe des Tages und führt dazu, dass wir mit fortschreitender Zeit immer weniger durchdachte und freie Beschlüsse fassen.

Eine Untersuchung von 2011 wertete israelische Bewährungsanhörungen vor Gericht aus und stellte etwas Beunruhigendes fest:

  • kurz nach Beginn des Arbeitstages waren die Richter geneigt, bis zu 65% der Anträge positiv zu bescheiden
  • danach sank diese Rate bis gegen 0%
  • nach einer Pause mit Nahrungsaufnahme (zweites Frühstück, Mittagessen) stieg die Zahl der angenommenen Anträge wieder auf den Höchstwert, um dann wieder abzusinken
  • und: Die Entscheidungen gegen Ende jeder Periode behielten den status quo, waren also eine Ablehnung einer Veränderung!

Was sagt das über optimale Entscheidungsprozesse?

Anscheinend ist die menschliche Willenskraft und Konzentrationsmöglichkeit, die für produktive, sinnstiftende Entscheidungen nötig ist, nur begrenzt vorhanden. Mit der Zeit ermüden wir und neigen dann dazu, auch weitreichende Beschlüsse ohne den dafür notwendigen Willen zur Abwägung der Fakten, zum Erkennen und Hinterfragen von dabei auftretenden Gefühlen zu treffen. Das mag bei der Kaufentscheidung in Sachen Frühstückssnack noch unproblematisch sein (ok, die schlanke Linie könnte langfristig leiden, wenn es immer die Zimtschnecke wird), wenn es um die produktive Gestaltung des Arbeitstages oder lebensverändernde Dinge geht, sieht das schon anders aus. Da brauchen wir eine optimale Ausgangslage, um für uns die besten Entscheidungen zu treffen. Deshalb empfehle ich diese Tipps!

4 Tricks, um Decision Fatigue zu umgehen und gute Entscheidungen zu treffen

1. First Things First – wichtiges Entscheidungen zuerst

Reserviere dir am besten den Morgen, um die wichtigen Entscheidungen zu treffen. Dann bist du ausgeruht und voll bereit, dich intensiv mit der Faktenlage zum Thema zu beschäftigen. Du nimmst dir die nötige Zeit und hast den Kopf frei.

Für deinen produktiven Arbeitstag heißt das: Plane als erstes deinen Tagesablauf und bewerte die Aufgaben nach ihrer Priorität für dein Unternehmen. Jetzt kannst du das am besten und vorurteilsfrei. So vermeidest du es, Wichtiges immer wieder aufzuschieben. Mach diese Planung vielleicht beim ersten Kaffee des Morgens, bevor der Alltag sich breit macht und dir viele kleine Entscheidungen abverlangt, die zu Decision Fatigue führen.

Wenn du es steuern kannst, lege also alle wichtigen Entscheidungen auf den Morgen.

2. Mach immer wieder Pausen

In der oben zitierten Untersuchung hat sich gezeigt, dass die Richter nach ihren Essenspausen immer wieder differenziertere Entscheidungen treffen konnten. Gönn dir also bewusst Pausen, um wieder frisch zu werden. Danach werden deine Entscheidungen besser für dich sein.

Wenn dich jemand am Telefon zu einer schnellen Entscheidung drängen will: Fordere eine Auszeit und biete einen Rückruf an. Manchmal reicht eine Viertelstunde, um wieder fit für qualifizierte, produktive Beschlüsse zu werden.

3. Im Krisenfall: Hol dir bewährte Hilfsmittel

Wenn du dich unbedingt noch kurzfristig entscheiden musst (das Sonderangebot für die Traumreise verfällt noch heute, der Early-Bird-Preis für eine teure Tagung gilt nur noch jetzt): Entscheide dich schriftlich. Es dauert nicht lange, kann dir aber strukturiert die Fähigkeiten wieder geben, die du durch Entscheidungsmüdigkeit gerade nicht verfügbar hast. Im einfachsten Fall listest du alles auf, was dafür und was dagegen spricht. Hier und hier findest du mehr Vorschläge für die schriftliche Entscheidungsfindung.

4. Entlaste dich mit Routinen

Jeder normale Tag bringt eine Reihe von Entscheidungen mit sich, die uns gar nicht bewusst sind:

  • soll ich aufstehen oder noch 10 Minuten liegen bleiben?
  • Joggen oder nicht?
  • ziehe ich die rote oder die blaue Hose an?
  • wird es Kaffee oder Tee zum Frühstück?

Weil diese Entscheidungen so banal sind! Dennoch blockieren sie uns und fordern unsere Willenskraft. Hier helfen uns Gewohnheiten, Routinen weiter. Sie nehmen uns die Entscheidung ab, weil es sowieso klar ist, dass wir gewohnheitsmäßig

  • 10 Minuten vor dem Aufstehen in Ruhe wach werden
  • danach joggen gehen
  • unsere Klamotten am Abend vorher auswählen und heraus legen
  • und natürlich Kaffee trinken ;)

Was bringen uns Routinen? Zuerst einmal die Sicherheit, dass alles so laufen wird, wie wir es brauchen. Und natürlich die Entlastung, jedes Mal eine einzelne Entscheidung treffen zu müssen. Gewohnheiten zu entwickeln braucht seine Zeit, aber es lohnt sich. Damit halten wir unser Gehirn frei für die wichtigen Beschlüsse, die an diesem Tag noch getroffen werden müssen. Mein Extra-Tipp: Bau deine Tagesplanung schon in eine Morgenroutine ein. Dann musst du dich nicht einmal mehr dafür entscheiden.

Bild: Jan Vašek, pixabay

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